Fast jeder denkt bei Mallorca erstmal nur an Sangria aus Eimern, halbwegs bekannte Schlagersternchen und verbrannte Prollo-Urlauber in Adiletten. Wir auch. Aber man hört ja auch immer vom „schönen Norden“. Also kann es ja nicht überall so sein, wie man immer glaubt. Von uns beiden war bis dahin noch keiner so richtig auf Mallorca, also warum sollte man dieser Insel nicht mal eine Chance geben?
Wir machen einen Roadtrip in einem alten VW Bus und finden Mallorcas schönste Ecken.
Camping auf Mallorca
Wie immer wollten wir dort mit einem Zelt und einem kleinen Mietwagen das Land erkunden. ABER: Campen ist nicht hier erlaubt! Es gibt drei öffentliche Campingplätze, die jedoch ein sehr begrenzte Platzanzahl haben. Wildes campen ist natürlich erst recht verboten, wird aber geduldet solange man sich an gewisse Regeln hält.
Mehr dazu lesen: Camping auf Mallorca • Unsere Tipps
Wir entschieden uns, dass Land dieses Mal mit einem Bus zu bereisen. Haben wir noch nie gemacht und freuten uns daher riesig auf die neue Erfahrung.
Anreisen & Rumreisen
Flüge
Günstige Flüge fanden wir, wie immer, über Google Flights. Alternativ dazu auch immer mal bei Skyscanner* oder Momondo* reinschauen.
Wir sind mit Handgepäck und ohne Sitzplatzreservierung geflogen um ein paar Euros zu sparen (50 € p.P.!). Um das Handgepäck optimal auszunutzen habe ich mir den Cabin Max* bestellt. Dieser Rucksack hat genau die vorgeschriebenen Gepäckmaße und geht somit problemlos durch jeden Security-Check. Die meisten Airlines kennen das Modell schon und man bleibt davor verschont, das Täschchen in die viel zu engen Gepäckkontroll-Dingsdas zu stopfen. Man muss aber dazu sagen, dass der Rucksack nicht dazu geeignet ist damit lange rumzulaufen. Ist mega unbequem.
Fähre
Reist du mit dem eigenen Fahrzeug an, kannst du auch mit einer Fähre übersetzen. Ganz so günstig ist das allerdings nicht, hier findest du alles Anbieter und Preise: www.aferry.de
Rumreisen
Campingplätze gibt es wie gesagt fast keine, Stellplätze aber fast an jeder Ecke. Auf kostenlosen Parkplätze oder einfach am Straßenrand parken ist kein Problem. Du solltest nur rücksichtsvoll mit Mitmenschen und Natur umgehen, dass ist ja klar.
Die Straßen sind teilweise schmal und nicht für Gegenverkehr ausgelegt, vor allem an der Ostküste. Vor Kurven solltest du also immer etwas vorsichtig sein.
Unsere Mallorca Roadtrip-Route
Wir hatten keine Ahnung, wo uns unser Roadtrip hinführen wird. Wir haben spontan entschieden wo wir hinfahren und wo wir bleiben. Gestartet sind wir in der kleinen Stadt Felanitx, von dort aus ging es an der Ostküste hinauf in den Norden.
Die Fakten
Mallorca, wir kommen!
15:10 Uhr. Landung auf Malle. Wie erwartet ist die erste Sprache, die wir außerhalb des Fliegers hören, noch immer deutsch. Machte nix, wir sind ja auch noch in direkter Ballermann-Nähe, aber das soll sich gleich ändern. Wir sind voller Hoffnung. Nach kurzem Suchen fanden wir unseren Fahrer, der uns zu Jill und Alex bringen sollte. Die beiden vermieten die schönen alten T3 Busse.
Hola, la Senora!
Eine kurze Fahrt nach Felanitx später, standen wir schon vor unserem kleinen Schmuckstück. Mit offenen Türen erwartete uns „La Senora“. Jill und Alex von Lazy-Bus begrüßten uns herzlich und baten uns erstmal auf eine Limo herein. Wir quatschten ein bisschen, bestaunten die tolle Finca (in der man übrigens auch Zimmer buchen kann) und dann gab es Tipps en masse.
Jill hatte eine große Faltkarte für uns vorbereitet, auf der sie uns gute Stellplätze markierte. Dazu gab es etliche Empfehlungen von ihr, wo kleine Strandbars liegen, wo man Zugang zu Duschen und Toiletten hatte (gibt´s ja beides nicht im Bus) und wo es den besten Mojito der ganzen Insel gibt. Wir waren total begeistert, aber zu erschöpft von der Anreise und der ungewohnten Hitze, um es zu zeigen. Wir wollten endlich los! Nach einer kurzen How-to-Oldtimer-Lession inkl. Probefahrt war es endlich soweit!
Unser erstes Ziel an diesem Tag: Zurück an die Küste und einen guten Schlafplatz finden. wir brauchten nicht weit fahren, denn die erste Bucht liegt nur 20 Minuten von Felanitx entfernt.
Geheimtipp: Cala Sa Nau
Nach einer etwas abenteuerlichen Anfahrt fanden wir einen großen Parkplatz mit vielen schattenspendenden Bäumen. Wir suchten uns einen geeigneten Platz und stürmten den Strand. Wir klebten überall und brauchten dringend eine Abkühlung.
Wir schnappten unsere Badesachen, die Strandmatte und natürlich zwei kühle Estrella´s, die wir gerade noch im Super Mercado erstanden hatten. Zum Strand ging es genau 64 Stufen herab.
Unten angekommen fanden wir eine traumhaft schöne Bucht. Eingerahmt in Felsen leuchtete das Meer türkisblau, der Sand war weiß und angenehm warm. Jetzt erst mal durchatmen. Ankommen.
Wir suchten uns ein Plätzchen auf den pieksenden Felsen und schlürften unser Bier in den letzen warmen Sonnenstrahlen. Endlich. In diesen ersten Momenten des Ankommens fällt alles von einem ab. Die Wellen rauschen. Die Bienen summen. Die Luft riecht nach Sommer.
Cala Aguila
Zeit zum Faul sein
Ganz früh waren wir wach! Wir beschlossen sofort ins Meer zu springen. Es war ja nur 64 Stufen entfernt. Das Wasser war trotz der frühen Uhrzeit total warm. Wir schwommen ein paar Bahnen, sonnten uns ein wenig und dann brauchten wir erstmal ein Frühstück. In unserer Miniküche im Bus gab es frischen Kaffe und belegte Brötchen. Danach ging es weiter – auf zur nächsten Traumbucht: Cala Aguila!
Das Traumsträndchen Cala Aguila
Als wir in dem Örtchen ankamen fielen uns schon die zahlreichen Mietwagen auf. Wir nutzten die nächste Parkmöglichkeit am Straßenrand in einer piniengesäumten Allee und wollten die Bucht zunächst zu Fuß erkunden. Eine gute Idee merkten wir schnell, denn in den engen Straßen gab es grad ein ziemliches Verkehrschaos.
Schnell fanden wir einen Weg in die Bucht und trauten unseren Augen kaum. Jeder Meter war mit Menschen auf Strandtüchern bedeckt. Es gab nur wenige zentimeterbreite Laufgässchen zwischen den Badegästen. Nunja, jetzt waren wir schonmal hier und wollten das Beste daraus machen. Wir gingen zum Bus zurück, schnappten uns Badesachen, ein Schirmchen und los ging´s! Wir suchten uns ein Plätzchen ganz weit hinten, hier hatte man noch Platz. Es war nur sehr weit bis zum Wasser, aber man hatte seine Ruhe.
Und so verbrachten wir den Tag unter unserem einsamen Schirmchen mit lesen, schlafen und sprangen ab und zu in das karibisch türkisfarbene Wasser. Wir beobachteten andere Badegäste wie sie offenherzig ihre Blöße bräunten, wie Kinder ihre Eltern mit Wasserpistolen abkühlten und wie ältere Herren Frisbees hinterher jagten. So schlecht war es hier also gar nicht. Ab und zu kam ein Ausflugsboot in der Bucht vorbei. Die Gäste schmachteten zu den Badenden herüber. Hätten Sie mal lieber ihre Tagesplanung selbst in die Hand genommen. Und so wurde es bald dunkel.
Wir wollten unsere „La Senora“ (wir haben sie heute heimlich in „Hulda“ umbenannt) unten am Strand parken. Gesagt, getan. Der Parkplatz, der direkt am Strand liegt, war so gut wie leergefegt. Wir stellten uns unter einen wunderschönen alten Kastanienbaum und bereiteten schon alles zum Schlafen gehen vor.
Wir schnappten uns aber noch eine Flasche Wein und unser kleines Backgammon-Spiel und liefen noch mal zum Wasser. Wir spielten ein paar Runden, tranken die Flasche aus und beobachteten ein Pärchen was noch im Wasser war und offensichtlich seinen Spaß hatte.
Wir wollten die Beiden nicht weiter stören (auch wenn sie sich durch uns scheinbar nicht gestört fühlten) und kehrten zu Hulda zurück. Es war bereits stockdunkel und der Sternenhimmel war schon wieder phänomenal. Wir holten wieder unsere Campingstühle heraus und zählten Sternschnuppen. Wortlos starrten wir in die „Vergangenheit“ und genoßen diesen schönen Moment.
Porto Cristo & Cala Agulla
Die Drachenhöhle von Porto Cristo
Unser Ziel für heute war ein Besuch in einer Tropfsteinhöhle, die Coves del Drac. Auf Mallorca gibt es über 4000 Höhlen, davon ungefähr 200 Tropfsteinhöhlen. Ziemlich beachtlich für eine Insel. Die Coves del Drac soll eine der spektakulärsten davon sein. Das Höhlensystem ist 1700 Meter lang und beherbergt dazu auch noch den größten unterirdische See Europas.
Zu jeder vollen Stunde wird eine Gruppe hereingelassen. Wir waren direkt zum ersten Einlass dort. Und mit uns bestimmt 300 weitere Menschen. Wir dachten schon, das wir nun wohl doch nicht mehr hereinkönnen und bis zum nächsten Einlass warten müssten. Aber kein Problem, wir durften alle in die kühle Höhle hinabsteigen. Zu Beginn war es noch sehr voll und stickig, aber irgendwann verliefen sich die Massen und man konnte halbwegs entspannt die riesigen Stalaktiten und Stalagmiten bestaunen.
Am Ende der Höhle wartete eine ganz besondere Attraktion: Der riesige unterirdische See…und eine Tribüne. Wir wurden gebeten Platz zu nehmen. Eine Durchsage erklang. Das Licht würde in wenigen Minuten ausgehen, Handys und Kameras sind ab jetzt verboten. Wir warteten. Plötzlich tauchte in der Dunkelheit ein Licht auf dem Wasser auf. Ein Boot. Ein Boot mit einem Mini-Orchester darauf! Ein Piano, zwei Geiger und ein Chello! Sie glitten immer näher an uns heran und spielten mehrere klassische Stücke. Es war kitschig und ergreifend zugleich.
Eintrittspreis: 15 € Erwachsene, 8 € Kinder
Erster Einlass: 10 Uhr, danach zu jeder vollen Stunde (danach wird es richtig voll, also auf jeden Fall früh kommen!)
www.cuevasdeldrach.com
Ein Spaziergang durch Porto Cristo
Der kleine Hafenort Porto Cristo liegt nur fünf Minuten von der Cove del Drac entfernt, also wollten wir uns hier auch noch kurz umsehen. Inzwischen war es Mittag und die Sonne gab alles. Wir suchten irgendeine Art von Abkühlung und fanden ein kleines Café mit einem riiiesen Ventilator. Wir schleppten uns noch hinein, bestellten Essen und Trinken – war alles sehr lecker.
Nach unserer Stärkung liefen wir noch ein wenig umher, entdeckten eine Kirche, noch mehr hübsche Läden und zu guter Letzt den Hafen. Der sah wirklich beeindruckend aus. Riesige Yachten ankerten neben kleinen Fischerbooten. An der Strandpromenade gibt es eine beachtliche Anzahl an Souvenier-Läden, die aber allesamt etwas ramschig daherkamen.
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Cala Agulla: Überlaufene Natur
Nächstes Ziel für heute: Die Cala Agulla! Gelegen am Rande eines Naturschutzgebietes, soll einer der schönsten Strände Mallorcas sein. Der Weg zum Strandparkplatz führt auch schon durch einen schattigen Pinienwald der viel versprach.
Der Weg durch den geschützten Pinienwald zur Cala Agulla hinunter.
Wie wir schon durch Jill wussten, war es hier möglich mit unserer Hulda offiziell campen zu dürfen. Man bezahlt 6 € pro angefangen Tag und darf so lange bleiben wie man möchte. Hier gibt es sogar Toiletten und eine richtige Dusche (für die Dusche muss man bei der Verwaltung Duschmarken holen – kostet 1,50€ pro Marke)! Leider gibt es auf dem Platz keinerlei Bäume und somit auch keinen Schattenplatz. Auf dem Platz hatten es sich auch schon andere Camper gemütlich gemacht. Wir suchten uns ein freies Plätzchen und wollten dann sofort ins Meer hüpfen.
Nachts kamen noch richtig viele Spanier auf dem Platz. Der Strandparkplatz scheint sehr beliebt bei Campern zu sein, weil man hier auch mal ein paar Tage bleiben kann. Die Spanier fahren übrigens fast alle nur Nachts mit ihren Campern, weil das „Parken“ mit Wohnmobilen nicht offiziell erlaubt ist und weil es für die meisten einfach bequemer ist. Weniger Verkehr und nicht so heiß.
Wir schauen uns den Strand mal an!
Ein Zwei-Minuten-Marsch vom Parkplatz entfernt und wir standen am Strand. Und uns viel buchstäblich die Kinnlade runter. Wir wollten dem Ballermann eigentlich entfliehen, aber wir standen dem Feind direkt gegenüber: Ein Partystrand! Eine Strandbar die laute Elektromusik über den Strand schepperte, betrunkene Speedo-Poser und Lästerschwestern die die Oberweite von anderen kichernd bewerteten. Wir atmeten kurz durch und liefen einfach mittendurch. Irgendwo, ganz am Ende könnte es doch ein kleines Plätzchen geben, wo auch normale Menschen liegen. Bitte, bitte, bitte!
Und nun ja, was soll ich sagen. Wir fanden einen Platz, blieben aber nicht lange. Das war einfach das genaue Gegenteil was wir suchten.
Schmausen in Cala Rajada
Am Abend beschlossen wir nochmal loszuziehen. Da das Örtchen Cala Rajada direkt hinter dem Pinienenwald lag, an dem wir campierten, wollten wir einem Tipp aus unserem Hulda-Logbuch nachgehen. Da wir nicht an der Straße entlang laufen wollten, gingen wir querfeldein durch den Pinienwald.
Super Fischlokal in Cala Rajada
In Cala Rajada soll es einige tolle Fischlokale geben, im Can Maya wollten wir uns davon überzeugen lassen (Das war der Tipp aus dem Lazybus-Logbuch). Das Lokal war mithilfe von Googlemaps schnell gefunden. Wir waren mächtig ausgehungert.
Der Kellner begrüßte uns nett und wollte sofort wissen was wir haben möchten. Den Gefallen konnten wir ihm nicht tun, ohne die Karte zu kennen. Der Herr war nicht sehr geduldig. Wir bestellten eine Goldbrasse und Seehecht, dazu eine Flasche Wein und Wasser. Es schmeckte wirklich himmlisch. Das Lokal können wir (bis auf den Service) empfehlen, denn dass Essen ist frisch und sehr gut zubereitet.
Wo: Ca’n Maya, Carrer Leonor Servera 800, 7590 Cala Rajada
Cala Rajada
Cala Rajada hat 6.000 Einwohner und 15.000 Gästebetten. Und so sieht es hier auch leider aus. Es gibt nur Hotels, Restaurants und Diskotheken in die wohl kein Mallorquiner freiwillig geht. Hier brodelt allerdings das Partyleben, denn an jeder Ecke ist was los. Wer eine Alternative zum Ballermann sucht ist hier gut aufgehoben.
Fazit der ersten Etappe
Mallorca ist eine fantastische Insel. Die grünen Pinienwälder, die wunderschönen Buchten und die magischen Nächte unter dem Sternenhimmel sind einmalig. Etwas überrascht waren wir von den Touristenmassen (wir haben damit gerechnet, aber nicht mit SO VIELEN). Die nächste Etappe führt uns weiter in den gelobten Norden. Wir schauen uns historische Städte an und finden auch endlich Einsamkeit.
Reiseführer
Marco Polo Mallorca*
Die Marco Polo-Reiseführer bieten einen kompakten Überblick über das Wichtigste. Obendrauf gibt es immer ein paar nette Restaurant- und Insider-Tipps
Mallorca Reiseführer vom MM-Verlag*
Sehr ausführlich, aber genau richtige Masse an Informationen. Der Autor hat nochmal eine ganz andere Sicht auf viele Orte, zudem gibt es auch Lesertipps. Denen verdanken wir einen tollen Restaurantbesuch.